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HALT 2024

Halt
und alles fliesst
1.6.2024 bis 27.10.2024

Die Ausstellung 2024 auf dem Hof Blum dreht sich um den knappen Begriff „Halt“.
Im Imperativ fordert er uns auf, anzuhalten, stehen zu bleiben. Zugleich ist Halt ein Aphorismus für Wurzeln und Identität, und begrifflich lässt er sich mit Griff, guter Befestigung und festem Sitz umschreiben.

Der Begriff „Halt“ hat ein Innen und ein Aussen: erst mal physisch anhalten, innehalten und
zur Ruhe kommen, um dann in sich selbst Halt zu finden. Aber wie soll man sich
festhalten, wenn alles in Bewegung ist? Insbesondere in unserer durch und durch beschleunigten und digitalisierten Zeit - wo soll da eine Konstante sein? Die Bewegung und die stete Veränderung ist auch Triebfeder der Evolution und sichert durch die konstante Anpassung die Artenvielfalt auf unserem Planeten. Wobei eben nicht unbedingt die stärkeren überleben, sondern die passendsten oder eben die anpassungsfähigsten.

Was gibt dem Menschen halt? Brauchen urbane Nomaden überhaupt Halt? Ist Halt nicht das Gegenteil der vielgelobten Dynamik? Doch Halt gibt Ruhe und in der Ruhe liegt die Kraft. Ist es Halt in der Religion oder die heimische Scholle? Ist es der Besuch im vertrauten immer gleichen Laden, oder der Lieblingssport am Lieblingsort? Sind es Alltagsrituale oder einfach geliebte Menschen? Etwas Beständigkeit braucht es mit Sicherheit, damit etwas oder jemand Halt vermitteln kann. „Finde Halt in deiner Mitte“ heisst es in esoterischen und spirituellen Ratgebern. Das Zentrum hält die Peripherie zusammen. Der Erdkern hat die Masse, welche die Kruste, auf der wir leben, an sich bindet. Die einfachen zentralen Dinge vermitteln Konstanz wie ein Brunnen, aus dem unablässig klares Wasser sprudelt.

An diesem Punkt kommt die Landwirtschaft ins Spiel. Wie schon bei der Ausstellung „Grund“
scheint es auch bei „Halt“ eine Kausalität zwischen der Erde und der Stabilität zu geben. Bäume finden Halt im Boden, und sei dies nur eine Geröllhalde an einem Berg. Pflanzen schützen die Erde vor der drohenden Erosion. Dieser Begriff wird häufig auch auf die Gesellschaft übertragen, und wir sprechen von der „Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Die Frage stellt sich hier, welches denn die Pflänzchen sind, die einer Gesellschaft Halt geben können. Dabei fällt der Blick auch auf den vielstrapazierten Begriff der „Tradition“, der als kulturelles Erbe einer Gruppe Identität und Halt stiftet. Gerade im landwirtschaftlichen Umfeld wird viel von Traditionen gesprochen, doch leider wird oft die Asche angebetet anstatt das Feuer weitergegeben. Landwirtschaftliche Traditionen haben im heutigen Marktumfeld einen schweren Stand und werden mehr im Sinne von Folklore am Leben gehalten, als dass sie wirklich noch gelebt werden können. Zudem haben rechtskonservative Kräfte die Deutungshoheit für Traditionen an sich genommen und lassen dabei wenig Spielraum für Adaption und die Tradierung von Traditionen in unsere Zeit. Halt kann also auch zur Fessel und zum Dogma werden. Oder wie es Rosa Luxemburg ausdrückt:
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht.










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