Gabriel Chaile

*1985, San Miguel de Tucumán, Argentinien, lebt in Lissabon, Portugal

Brenda, 2022, Skulptur, Ton, Ziegel, Metallstruktur, Sand, Photo: Tiberio Sorvillo, Biennale Gherdeina

Gabriel Chaile arbeitet mit symbolisch aufgeladenen Materialien wie Lehm, Ton und Ziegeln. Aus ihnen formt er grossformatige, oft funktionale Skulpturen, die die materielle und formale Sprache indigener Gemeinschaften im Nordosten Argentiniens, der Heimat des Künstlers, neu interpretieren. Der Erdboden, aus dem er Lehm entnimmt, ist für ihn Träger des kulturellen Gedächtnisses – Ort gelebter Beziehungen, überlieferten Wissens und kollektiver Praktiken. Indem Chaile auf präkolumbianische Rituale und gegenwärtige Gemeinschaftsformen zurückgreift, verknüpft er traditionelle Epistemologien mit aktuellen sozialen Fragen. Seine Werke – häufig als wärmende Öfen oder nährende Kochgefässe gestaltet – werden durch ihren Gebrauch aktiviert: Sie werden zu Versammlungsorten, an denen Essen zubereitet, geteilt und Gemeinschaft gelebt wird. So auch Brenda, eine anthropomorphe Tonfigur, Brotofen und gleichzeitig Hommage an die Schwester des Künstlers. Zugleich Skulptur und Ofen, ermöglicht Brenda Gemeinschaftsrituale rund um Feuer, Brot und Zusammengehörigkeit. Chailes Praxis öffnet Räume, in denen überlieferte Formen des Zusammenlebens weitergedacht und im Jetzt erfahrbar werden.